Bundessektionsleiter Hänge- und Paragleiter Herbert Siess schreibt in der Sky Revue einen sehr interessanten Bericht über die Jugendförderung.
Als verantwortlicher Sektionsleiter ist mir natürlich die Förderung unseres Sportes ein zentrales Thema.
Die Frage lautet:
“Was kann/muss der Aero-Club tun, um das Hänge- und Paragleiten besonders bei der Jugend noch besser zu fördern?”
Einiges wurde unternommen, vieles ist noch zu tun! Derzeit beschäftigt mich zusätzlich das Thema Wettbewerbe und die Kultur im Umgang damit ganz besonders. Aus meiner Sicht sind sie ja auch ein wesentlicher Teil der Sport- und Jugendförderung. Die Diskussionen zu diesem Thema führen oft zur Frage nach der Sinnhaftigkeit von Racing Events und Bewerben im Hänge- und Paragleiterflugsport.
Ist es im GoPro- und Youtube-Zeitalter, in dem sich Wingsuitpiloten und Base Jumper ausgestattet mit Helmkameras mit Full-HD aus der Stratosphäre werfen überhaupt noch zeitgemäß, vergleichsweise langatmige und zum Teil über mehrere Tage andauernde Hänge- oder Paragleiterwettbewerbe auszutragen?
Ist es der Versuch, junge Menschen für unseren Sport dadurch begeistern zu wollen, in dem wir sie auf einer grünen Wiese oder auf die Startrampe locken, altmodisch oder mittlerweile gar naiv?
Meiner persönlichen Überzeugung nach stehen die neuen Medien nicht in Konkurrenz zu derartigen Liveveranstaltungen. Sie sind im Gegenteil ideale Werkzeuge um einen breiteren Publikum mittels Live Tracker und Großbildübertragungen einen Wettkampf im Detail näher zubringen und den Ablauf eines Bewerbes zu erklären. Beispielgebend für einen sensationellen (Segelboot-)Wettbewerb war meiner Meinung nach das Finale des “America´s Cup 2013” in der Bucht von San Francisco. Durch Onboard-Kameras, mit Helikopterverfolgung und sensationellen Graphiken wurde dem Publikum der Wettkampf dermaßen spannend präsentiert, dass selbst ein Schlauchbootfahrer wie ich begeistert jedes Rennen verfolgt hat.
Der Wettbewerb selbst ist es, der vor allem jungen Piloten die Möglichkeit gibt sich mit anderen zu messen. Im Pulk eines ausgeschriebenen Task in möglichst kurzer Zeit zu absolvieren und dabei die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, darin liegt der “Sinn” von Racing Events!
Es ist mir daher ein besonders Anliegen, dass Bewerbe die Hänge- und Paragleiterszene weiterhin beleben! Leider jedoch wird es immer schwieriger Veranstalter zu finden, die jenseits der eigene Selbstvermarktung bereit sind solche Events zu organisieren. Zugegeben, es ist mitunter äußerst mühsam, wenn trotz der unermüdlichen Arbeit von Freiwilligen, dass Wetter am Wettbewerbstag jegliche Anstrengungen zu Nichte macht, oder wenn die angesagten Toppiloten, die die Zugpferde eines jeden Wettbewerbs sind, ihre Teilnahme kurzfristig absagen, weil ihnen die, laut Wetterprognosen, möglichen Tasks zu wenig anspruchsvoll erscheinen und dadurch alle anderen Teilnehmer kompromittieren.
Ungeachtet dieser Unwegsamkeiten stellen gut organisierte Bewerbe die Basis einer funktionierenden Jugendarbeit dar. Die nationale Wettbewerbsszene stellt jenen Pool an Piloten, mit denen wir auch international reüssieren können. Aus diesen Grund möchte ich hier ein Appell an alle Vereins- und Klubverantwortlichen richten, die Wettbewerbskultur zu forcieren. Wir dürfen diesen Bereich nicht vernachlässigen, ansonsten laufen wir Gefahr, dass wir irgendwann bei internationalen Bewerben nur mehr durch einzelne Profipiloten vertreten sind und von der Öffentlichkeit nur als adrenalinsüchtige Einzelkämpfer wahrgenommen werden. Vor allem Letzteres wäre der Akzeptanz unseres Sportes in der Öffentlichkeit sehr abträglich, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
Originaltext von Herbert Siess
aus der Sky Revue
vom Aeroclub